Geographie
Brasilien (portugiesisch Brasil) ist der flächen- und
bevölkerungsmässig fünftgrößte Staat der Erde und mit über 186
Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Südamerikas.
Er nimmt über die Hälfte des Kontinents ein und grenzt (von Nordosten
gegen den
Uhrzeigersinn gesehen) an Französisch-Guayana, Suriname, Guyana,
Venezuela, Kolumbien,
Peru, Bolivien, Paraguay, Argentinien, Uruguay und den südlichen
Atlantik und hat so mit jedem
südamerikanischen Land außer Chile und Ecuador eine gemeinsame Grenze.
Brasiliens Landschaft ist geprägt von ausgedehnten Regenwäldern des
Amazonas-Tieflands im
Norden und Hochebenen, Hügeln und Gebirgen im Süden. Während die
landwirtschaftliche
Basis des Landes in den Savannengebieten des Mittelwestens liegt, lebt
der Großteil der
Bevölkerung in der Nähe der Atlantikküste, wo sich auch fast alle
Großstädte befinden.
Die größten Städte sind São Paulo mit ca. 20 Mio. Einwohnern, Rio de
Janeiro mit ca. 11 Mio.
Einwohnern, Salvador da Bahia mit ca. 2,7 Mio. Einwohnern, Belo
Horizonte und Fortaleza mit
je 2,3 Mio. Einwohnern und Brasília mit 2,2 Mio. Einwohnern. Hinweis:
Die Einwohnerzahlen
beziehen sich jeweils auf die Großräume.
São Paulo ist die größte Stadt Südamerikas und der wirtschaftliche
Motor Brasiliens. São Paulo
ist das größte deutsche Investitionszentrum außerhalb der EU und den
USA. Als industrielles
Zentrum des Landes zieht die Stadt kontinuierlich Einwanderer an, so
dass sich die
Einwohnerzahl innerhalb von 40 Jahren verdoppelte. Dieser rapide
Bevölkerungszuwachs
brachte der Stadt eine vorrangige Stellung in Bezug auf Finanzen, Kultur
und Wissenschaft ein,
aber auch Verkehrsprobleme, Umweltverschmutzung und Kriminalität.
Rio de Janeiro war fast 200 Jahre lang Hauptstadt Brasiliens, bis im
Jahre 1960 Brasília zur
Kapitale ernannt wurde, und ist die wohl bekannteste Stadt des Landes.
Bei Touristen ist sie
beliebt wegen des Karnevals und der Strände, die zu den schönsten der
Welt zählen. Der
Tourismus hat in Rio einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert, aber auch
produzierendeIndustrie ist in der Stadt beheimatet. Abseits der Urlaubszentren hat
die Stadt mit den typischen Problemen einer Großstadt zu kämpfen, vorrangig mit Kriminalität und
Armut großer Bevölkerungsteile.
Die Hauptstadt Brasília wurde in den 1960er Jahren innerhalb von drei
Jahren erbaut. Es handelt
sich um eine klassische Planhauptstadt. Sie wurde von Lúcio Costa im
Auftrag des damaligen
Präsidenten Kubitschek geplant, Oscar Niemeyer entwarf die
Regierungsgebäude. Brasília sollte
ursprünglich als glänzendes städtisches Vorbild dienen. Allerdings
ging die Entwicklung in
wichtigen Punkten nicht so voran, wie es die Pläne vorsahen, und so ist
Brasília in den äußeren
Bezirken mittlerweile ebenfalls von Favelas geprägt. Heute hat die
Stadt knapp 200.000 Einwohner, die Metropolregion zählt etwa 2,2 Millionen Menschen.
70% der Bevölkerung Brasiliens lebt in den Großstädten.
nach oben
Höchste Berge
Der höchste Gipfel Brasiliens ist der 3.014 m hohe Pico da Neblina, der
1965 zum ersten Mal bestiegen wurde. Wie auch der zweithöchste Berg, der Pico 31 de Março
(2.992 m), liegt der Pico da Neblina im gleichnamigen Nationalpark nahe der Grenze zu
Venezuela und Guyana. Der Pico da Bandeira (2.891 m) wurde früher für den höchsten Berg des
Landes gehalten, da er nicht im lange Zeit nur wenig erforschten Regenwald, sondern im eher dicht
besiedelten Südosten liegt. Er gilt durch seine Besiedlung als bestbesteigbarer Berg
Brasiliens. Berühmter noch ist der Corcovado, der mit seinen 710 m einen spektakulären Blick über Rio de
Janeiro bietet. Auf ihm steht die 30 m hohe Erlöser-Statue.
nach oben
Gewässer
Der mit Abstand wichtigste Fluss Brasiliens ist der Amazonas, größter
und längster Fluss der
Erde (zwischen 6850 und 7250 km), mit seinen Nebenflüssen. Die
bedeutendsten Zuflüsse sind
der Río Purús, der Rio Negro und der Rio Tapajós. Der Paraná (3.998
km) ist wegen des zur Zeit
(Jan. 2006) noch größten Wasserkraftwerkes der Welt (Itaipu) bekannt.
nach oben
Klima
Das Klima Brasiliens, das zwischen 5° nördlicher Breite und 34°
südlicher Breite liegt, ist
überwiegend tropisch mit geringen jahreszeitlichen Schwankungen der
Temperaturen. Nur im
subtropischen Süden herrscht ein gemäßigteres Klima. Besonders im
feuchten Amazonasbecken
gibt es reichhaltige Niederschläge, man findet jedoch auch relativ
trockene Landstriche mit
teilweise lang anhaltenden Dürrezeiten, besonders im Nordosten des
Landes. In den höheren
Lagen im Süden Brasiliens fällt im Winter der Niederschlag
gelegentlich als Schnee.
Im Süden befindet sich an der Grenze zu Bolivien und Paraguay ein
ausgedehntes Feuchtgebiet,
das Pantanal.
nach oben
Bevölkerung - Demographische Struktur und Entwicklung
Die brasilianische Bevölkerung ist sehr jung. Es sind 26,6 % unter 15
Jahre alt, 67,6 % sind 15
bis 64 Jahre alt und nur 5,8 % über 65. Das mittlere Alter beträgt
27,4 Jahre, die mittlere
Lebenserwartung liegt bei 71,4 Jahren. (Schätzungen für 2004) 81 % der Bevölkerung leben in den Städten, die sich durch rasantes
Wachstum und Wildwuchs auszeichnen; in den Außenbezirken bilden sich Favelas genannte
Armensiedlungen.
Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist in kaum einem Land so groß
wie in Brasilien. So
waren bis 1998 2,8 % der Bauern Großgrundbesitzer mit zusammen 57 % der
gesamten
Agrarfläche, wohingegen 90 % der Bauern sich 22 % der Nutzfläche
teilen müssen. Etwa 5
Millionen Familien gelten als landlos. Den schwersten Stand haben dabei
Afro-Brasilianer, bei
denen Armut, Säuglingssterblichkeit und Diskriminierung wieder
zunehmen. Nicht viel besser
ergeht es den Indios. Ein Gleichstellungs- und Anti-Hunger-Programm gilt
seit 2003.
Ursprünglich vier Bevölkerungsgruppen bilden die brasilianische
Bevölkerung. Sie sind heute
jedoch so umfassend vermischt, dass eine klare Zuordnung oft nicht mehr
möglich ist. Diese
Gruppen sind:
- die Portugiesen, die ursprünglichen Kolonialisten
- die Afrikaner, die als Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden
- verschiedene Immigrantengruppen, hauptsächlich aus Europa (Italiener,
Deutsche, Spanier), dem Nahen Osten und Asien, die sich seit Mitte des
19. Jahrhunderts in Brasilien angesiedelt haben. Seit 1818 sind über
300.000 Deutsche eingewandert (siehe auch Deutschbrasilianer). Eine große
japanische Bevölkerungsgruppe lebt in Brasilien, außerdem viele Polen, vorwiegend
in Paraná.
- einheimische Volksgruppen der Tupi- und Guarani-Sprachfamilien (200
ethnische Gruppen mit insgesamt etwa 500.000 Mitgliedern). Etwa 10 % der
Fläche Brasiliens ist für Indianer reserviert.
Ein Großteil der brasilianischen Bevölkerung sind Farbige. Sie sind
Nachfahren der
afrikanischen Sklaven, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in das Land
gebracht wurden. Sie
stammen aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien Angola und São
Tomé und Príncipe,
aber auch aus Nigeria, Benin, Togo, Ghana und der Elfenbeinküste. Heute
besitzt Brasilien nach
Nigeria die zweitgrößte Zahl an Einwohnern mit afrikanischer Herkunft;
sie haben sich jedoch
im Laufe der Zeit stark mit der europäischstämmigen Bevölkerung
vermischt.
Nach einer Erhebung des IBGE leben mindestens 11 Millionen Schwarze in
Brasilien. Sie sind
hauptsächlich im Nordosten ansässig, aber auch in den anderen Regionen
des Landes vertreten.
nach oben
Indigene Bevölkerung
Die indigenen Völker in Brasilien waren traditionell halbnomadische
Stämme, die sowohl von
Jagen und Sammeln, als auch von einfacher Landwirtschaft lebten. Ein
großer Teil der
eingeborenen Bevölkerung starb im Zuge der europäischen
Kolonialisierung, meist an
eingeschleppten Krankheiten, in Folge von Zwangsarbeit, oder durch die
Hand der
Kolonialisten. Der Großteil der verbleibenden Indios wurden mehr oder
weniger Teil in der
Gesellschaft und vermischte sich im Laufe der Zeit mit den europäischen
Einwanderern. Von
schätzungsweise 5 bis 6 Millionen Indios zur Zeit der Entdeckung ging
die Bevölkerungszahl bis
zum Jahr 1950 auf nur 100.000 zurück.
In den letzten 50 Jahren wurden politische Fortschritte zur Verbesserung
der Situation der Indios
gemacht. Bis 1997 ist die indigene Bevölkerung wieder auf etwa 300.000
angewachsen. Nach
Angaben der brasilianischen Botschaft leben heute ungefähr 410000
Indios in Brasilien, was
rund 0,2% der gesamten Bevölkerung entspricht. 2005 gab es Berichte
über einen erneuten
Anstieg in der Zahl der in Brasilien lebenden Indios auf etwa eine halbe
Million. In diesem Fall
hinge das Anwachsen wahrscheinlich auch mit der Einwanderung von Indios
aus den Nachbarländern Bolivien, Peru und Kolumbien zusammen.
Zwischen 100.000 und 200.000 Indios leben heute in Städten, wodurch die
indianische Kultur
zunehmend verloren geht. Nur wenige Stämme in vereinzelten Reservaten
im Amazonasgebiet
leben noch nach ihrer eigenen Kultur. Aber auch im Regenwald ist die
indigene Bevölkerung
verschiedensten Bedrohungen ausgesetzt. Durch die Abholzung des Urwalds
wird ihr
Lebensraum dauerhaft zerstört. Dabei werden die erwirtschafteten
Erlöse aus dem
Amazonsagebiet heraus transferiert, es mangelt also an wichtigen
Investitionen oder gar
Entschädigungen. Minenarbeiter und Goldgräber belasten nicht nur mit
schwerem Gerät und
giftigen Chemikalien die Flüsse und Böden nachhaltig, sie bringen auch
Krankheiten und große
Mengen Alkohol in die Indianergebiete. Zudem kommen häufig gewaltsame
Übergriffe der
Arbeiter auf die ansässige Urbevölkerung vor, die manchmal in
regelrechten Massakern ausarten.
Der Regierung wird dabei Mitschuld vorgeworfen, da Mörder nur selten
wirklich strafrechtlich
verfolgt werden. Außerdem vergibt sie Genehmigungen zur
wirtschaftlichen Nutzung von
Gebieten, (z.B. zur Ölförderung) die von Indios bewohnt sind.
nach oben
Religion
Ungefähr 145 Millionen Brasilianer bekennen sich zur
römisch-katholischen Kirche, das
entspricht 79% der Gesamtbevölkerung. Damit ist sie die größte
Landeskirche der Welt. Die
übrigen Brasilianer sind größtenteils protestantischen Glaubens
(starke Zunahme evangelikaler
Freikirchen) oder Anhänger von Kulten, die aus afrikanischen Religionen
entstanden sind
(Candomblé, Umbanda und andere). 1960 betrug die Zahl der Katholiken
noch 91,6 % an der
Gesamtbevölkerung bis 1985 nahm sie auf 83,2 % ab und heute geht man
von ca. 75 % aus.
Trotz der stetigen Abnahme ist Brasilien ein konservativ-katholisch
geprägtes Land. Vor allem
in ländlichen Gegenden spielt die Religion noch eine große Rolle.
Über 78 % der Katholiken
praktizieren ihren Glauben.
nach oben
Geschichte
Brasilien war schon mindestens 10.000 Jahre vor der Entdeckung durch die
Europäer besiedelt.
Vor allem Höhlen im Amazonas-Gebiet waren bewohnt, hier am bekanntesten
die nach der
Flussinsel Marajó benannte Marajoara-Kultur mit ihren wunderschönen
Keramiken. Große
Stätten wie die der Inkas oder Mayas sind aber nicht bekannt. Das Land
wurde nach dem in
Europa sehr beliebten Brasilholz, einem roten Edelholz, das heute nur
noch höchst selten ist,
benannt.
nach oben
zurück
zur Übersicht